Hagen. (BR) Die letzten Zweifel sind beseitigt: Seit Donnerstag wissen die Verantwortlichen des Lachszentrums Hasper Talsperre, dass ihre jahrelange Arbeit erfolgreich ist: In der Fangstation Buisdorf an der Sieg wurden prächtige Lachse aus dem Wasser geholt, die unzweifelhaft von der Hasper Talsperre stammen.

Untrüglich zu erkennen sind die Fische an den speziell markierten Flossen. Diese Prozedur müssen die kleinen Lachse im Alter von einem Jahr über sich ergehen lassen bevor sie ausgesetzt werden. Die jetzt gefangenen Fische müssen vor zwei bis drei Jahren in der Sieg ausgesetzt worden sein, schätzt Dr. Rainer Hagemeyer, Initiator des Projekts sowie Vorsitzender des Lachsvereins und des Lachszentrums Hasper Talsperre.

Für Betriebsleiter Dietmar Firzlaff sind die ersten Rückkehrer eine Bestätigung seiner Arbeit, bei der er immer wieder Neuland betreten muss. Nach ihrem Weg, der die Raubfische von der Sieg über den Rhein und die Nordsee zu den „Fressgründen“ bei Grönland führte, sind einige als Prachtexemplare jetzt wieder zurück und bestätigen den Kreislauf der Natur, der die Lachse zum Laichen immer wieder an den Platz der eigenen „Geburt“ zurückkehren lässt.

„Rainer“, wie der erste Rückkehrer obwohl weiblich nach dem Initiator Dr. Hagemeyer getauft wurde, wurde an der Wehranlage Buisdorf gefangen. Bis Samstag waren es zehn aus Haspe stammende Lachse, acht weiblich, zwei männlich. Sie haben alle ein Gewicht zwischen vier und fünf Kilogramm und eine Länge von 80 bis 90 Zentimetern. Insgesamt wurden an der Einmündung der Sieg in den Rhein in diesem Jahr bisher 263 Lachse gefangen.

Sie dienen jetzt, wie Dietmar Firzlaff erläutert, als Eierspender für die nächste Aufzucht. Denn mittlerweile gilt die Regel, dass keine Eier mehr wie früher aus Irland, Schottland, Norwegen oder Schweden importiert werden. Alle stammen aus eigenen Beständen. Die Verantwortlichen an der Hasper Talsperre gehen davon aus, dass sie außer den eigenen Rückkehrern auch weitere anderer Abstammung aufnehmen müssen. Nach dem Transport der betäubten Tiere ins Lachszentrum unterhalb der Staumauer, können sie sich in den Becken dort jetzt bis Mitte November erholen. Dann sind sie bereit zur Eiergabe und werden durch die Experten „abgestreift“. Dietmar Firzlaff: „Die Lachse liefern etwa 1500 Eier pro Kilo Körpergewicht.“

Er hofft, 100 000 befruchtete Eier in den Anlagen erbrüten zu können. Ende Juni nächsten Jahres werden dann die ersten etwa 5 cm langen Fische wieder ausgesetzt und das nicht nur in der Sieg, sondern auch in Rhein-Zuflüssen in Rheinland-Pfalz und Hessen.

Insgesamt haben die Brutanlagen an der Talsperre eine Kapazität von einer halben Million Eier. Um aber den Auflagen gerecht zu werden und beispielsweise keine Eier mehr zu importieren, muss das Lachszentrum dringend erweitert werden. Zwei zusätzliche Hallen sollen entstehen. Die Flächen sind auf den umgebenden Brachwiesen vorhanden. Während sich Dr. Rainer Hagemeyer bei den zuständigen Ministerien und bei Sponsoren um die Finanzierung der nötigen rund eine Millionen Euro teuren Investitionen kümmert, hat Roland Rüther, Bereichsleiter Trinkwassergewinnung bei der Mark-E und „Hausherr“ der Hasper Talsperre, bereits die Bauanträge für den weiteren Ausbau bei der Stadt gestellt.

Beflügelt vom aktuellen Erfolg hoffen die Beteiligten nun auf eine möglichst zügige Bearbeitung der Anträge durch die Stadt, damit der Ausbau bald beginnen kann.

Westfälische Rundschau, 15. Oktober 2007

Heimische Muscheln
HINTERGRUND

  • Das Lachszentrum Hasper Talsperre hat in Deutschland eine Führungsrolle beim Programm zur „Rückkehr der Lachse“.
  • Es ist auch an weiteren Projekten des Naturschutzes in Fließgewässern beteiligt. So werden in dem Zentrum auch Quappen gezüchtet, die in der Ruhr eingesetzt werden.
  • 2000 kleine Lachse wurden mit Larven der in den heimischen Gewässern fast ausgestorbenen Flussperlmuschel „geimpft“, über diesen Weg soll die im Artenschutzprogramm geförderte Muschel wieder angesiedelt werden. Ein Testgewässer ist dabei unter anderem auch der Hasperbach.
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