Hier: „Lachszentrum Hasper Talsperre“

15.12.2024

Das Jahr 2024 geht langsam zu Ende. Es war ein interessantes, lehrreiches und vor allem sehr erfolgreiches Jahr.

Entwicklung

Fischzucht

Die Möglichkeiten in der Fischzucht „Lachszentrum Hasper Talsperre“ verbinden Umweltschutz, Tierschutz und Klimaschutz mit einer professionellen Produktion in vorbildlicher Weise.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Umstellung auf „Kreislauftechnik = RAS (Recirculating Aquaculture System)“ der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt war. Die Anlage läuft fehlerfrei und die optimalen Rahmenbedingungen ermöglichen eine Produktion, die vorher in keinster Weise zu erzielen gewesen wäre.   

Wichtige Investition

Auf Grund der negativen Entwicklung bei den Rückkehrerzahlen könnte es zu einer Einschränkung der genetischen Variabilität des Rheinstammes als auch zu nicht mehr ausreichender Verfügbarkeit von geeignetem Sperma während der Vermehrungssaison kommen. Aus diesen Gründen werden wir ab sofort Sperma einfrieren, auf das bei Bedarf zurückgegriffen werden kann.

Das Projekt ist technisch/praktisch sehr anspruchsvoll. Wir arbeiten mit der norwegischen Firma Cryogenetics zusammen > siehe auch www.cryogenetics.com.

Ein Spezialist der Firma war im Dezember vor Ort um unser Team in die Arbeitsabläufe einzuweisen.

Artur Zolotarev von Cryogenetics holt Proben aus dem mit Flüssigstickstoff gefüllten Lagertank. Interessierte Zuschauer (von links): Clemens Fieseler (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn), John Hellmann (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, Albaum) sowie Frank Richter vom Team Lachszentrum Hasper Talsperre. Foto: Maria Ackmann

Super-Smolt Feed Only (SS FO)

Sehr gute Erfahrungen haben wir mit dem patentierten Futter aus Norwegen gemacht. Dieses stammt aus der industriellen Produktion und wird seit Jahren von Lachszuchten eingesetzt, bevor die Lachse aus den Süßwasseranlagen in die Netzgehege überführt werden. Durch dieses Spezialfutter wird die Umstellung auf Salzwasser unterstützt. Ein Nebeneffekt ist, dass das Immunsystem generell positiv beeinflusst wird.
Unsere Überlegung ist, dass diese optimal vorbereiteten Smolts sofort nach dem Besatz in großer Geschwindigkeit abwandern – und zwar unabhängig von der Wassertemperatur. Wir versuchen mit dieser Strategie die Verluste durch Prädatoren so gering wie möglich zu halten.  

Spezialfutter „SuperSmolt“ aus Norwegen

Die ersten Versuche zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Bestätigt wurde dies im Frühjahr 2024 durch eine wissenschaftliche Untersuchung der „Landesanstalt für Fischerei in Albaum“ mit „Transponder-Smolts“, die im „Lachszentrum Hasper Talsperre“ aufgezogen wurden.
Zusammenfassung der Untersuchung:
https://www.lachsverein.de/abwanderungsuntersuchungen-mit-lachssmolts-im-rhein-im-jahr-2024/

In den kommenden Jahren sind weitere Versuche in Kooperation mit der niederländischen Organisation „Sportvisserij Nederland“ geplant.
Lachse mit einem Stückgewicht von 200 bis 400 Gramm werden mit Transpondern versehen. In den Niederlanden wurden bereits viele Empfangsantennen auf den möglichen Wanderwegen installiert. Wanderrouten, Wandergeschwindigkeit sowie Verluste können damit exakt erfasst werden.
Durch den zusätzlichen Besatz von ca. 25.000 Lachsen mit einem Stückgewicht von 30 bis 50 Gramm soll der Verlust von Transpondersmolts durch Prädatoren während der Abwanderung minimiert werden. Beide Chargen werden gleichzeitig an einem Ort besetzt und wandern erfahrungsgemäß zeitnah in einem großen Schwarm ab.

Bei Interesse stelle ich gerne weitere Informationen zur Verfügung.

Veränderung der Laichzeit – dem Klimawandel geschuldet?

Seit ca. 5 Jahren stelle ich eine Veränderung der Laichzeit bei den Mutterfischen fest. Während früher die „Main Spawning Time“ zwischen dem 12.11. und dem 18.11. lag, beginnt sie heute ca. 10 Tage später. Zu beachten ist dabei, dass Nachkommen von wilden Aufsteigern die Basis unseres Mutterfischbestandes darstellen. Passt sich der „Rheinstamm“ den klimatischen Veränderungen an? Diese Frage werde ich mit Experten aus Norwegen sowie den USA diskutieren. Gegebenfalls sind praktische Versuche notwendig.

Zukunftskonzepte und Besatzstrategien

Ursprünglich lautete das Ziel: „Aufbau eines sich selbst erhaltenden und nachhaltigen Rheinstammes“. Leider fehlen auch nach 20 Jahren immer noch einvernehmliche, auf fachlicher Basis entwickelte Zukunftskonzepte und Besatzstrategien.

Team – Arbeit

Um einen Eindruck von der Arbeit die das Team in den letzten 20 Jahren geleistet hat zu erhalten, ist eine Besichtigung des „Lachszentrum Hasper Talsperre“ nach Absprache möglich. Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit und fachliches Know-how sind einige Eigenschaften durch die sich unsere Teammitglieder auszeichnen. Ein solches persönliches Engagement ist nicht selbstverständlich und daher nicht hoch genug zu bewerten. Die Ergebnisse sprechen für sich.

Ich möchte mich außerdem ausdrücklich bei einer mittlerweile großen Anzahl von Mitarbeitern bedanken, die uns sporadisch bei sehr arbeitsintensiven Aufgaben mit viel Freude helfen. Ohne diese Gruppe wäre vieles nicht möglich.

Fazit – Ausblick

Als Basis für eine erfolgreiche Fortführung des Projekts „Rückkehr der Lachse im Rheinsystem“ und um eine angepasste Genetik zu entwickeln, braucht es sehr viel mehr Rückkehrer.

Ihr Dietmar Firzlaff

Gemeinsam machen wir es möglich